Gestaltung des Büros der neuen Bürgermeisterin Astrid Becker Oktober 2019
Auf der dem Fenster gegenüberliegenden braunroten Wand mit Farbspuren der bauzeitlichen Innendekoration (1998) hängt das für diesen Raum von Julia Theek geschaffene Bild „Lübz anno 1600“.
Es zeigt die junge Witwe Sophia mit ihren beiden Söhnen, die später als Adolf Friedrich I. und Johann Albrecht II. die beiden Herzogslinien Schwerin und Güstrow übernahmen und im 30-jährigen Krieg bis 1631 durch Wallenstein ersetzt wurden. In dieser Zeit war Lübz so etwas wie der geheime Sitz der Exilregierung. Da die Herzogin besonders klug und tatkräftig war, hat der von Lebensmittellieferungen abhängige Feldherr sie toleriert.
Die Fensterrahmen sind upcycling Kunst. Im Unterschied zum Recycling geht es dabei um eine Wertsteigerung von bereits gebrauchtem Material.
Das Mittelfenster mit den Werbeaufdrucken stammt aus dem ehemaligen Ladengeschäft von Heinrich Jeve am Lübzer Ziegen-markt, in dem sich heute eine Kunstakademie befindet. Der „Lübzer Kunstspeicher“ hat sich auf Kunstkurse und Workshops mit upcycling spezialisiert, ob mit Glas, Edelmetalle, Papiercollagen oder solch historischen Bauelemente.
Durch die oberen beiden Fenster-segmente blickt das Lübzer Wappentier: „In Gold ein hersehender, golden gekrönter schwarzer Stierkopf mit aufgerissenem roten Maul, silbernen Zähnen, ausgeschlagener roter Zunge, in sieben Spitzen abgerissenem Halsfell und silbernen Hörnern; begleitet beiderseits von einem facettierten roten Stern.“
Das zweite Fenster aus dem Speichergebäude von ca. 1790 erinnert an die sogenannte „Kolonialwarenhandlung“, die exotische Güter wie Kaffee handelte und wie der Frachtbrief bezeugt v.a. aus Hamburg beliefert wurde. Mit der zunehmenden Industrialisierung der historischen Ackerbürgerstadt löst sich das romantische Weltbild auf.
Gegenüber das kleine runde Bild „Betrachtung“ zeigt den blinden Sänger Homer, den ältesten bekannten Schriftsteller und Chronisten, der vom Trojanischen Krieg erzählte. Der freche Pinguin vermittelt zwischen und Katastrophe und Feierabend und rundet das Ensemble humorvoll ab.