Herzogin Sophia (1569-1634) lebte mehr als 30 Jahre auf der Lübzer Eldenburg, ihrem Witwensitz nach der kurzen unglücklichen Ehe mit Johann VII., der sich 1592 selbst tötete.
Für die Lübzer beginnt um 1600 ein Aufschwung. Umfangreiche Bauarbeiten bringen Arbeit, neben dem Schloss kümmert sich die emanzipierte Herzogin auch um Vorburg. Ihre drei Kinder sind hier überall dabei. Albrecht wird Herzog werden, bei Johann wusste man es zunächst nicht so genau. Die kleine Prinzessin gilt als still, sie hatte wohl die Depressionen ihres Vaters geerbt. Sophia betreibt zum Erstaunen der Verwalter ungewöhnliches Micromanagement, befördert Fischerei, eine effiziente Verarbeitung der Ernten und fördert u.a., aus Raseneisenstein Metall zu schmelzen. Sie hat eine seinerzeit ungewöhnlich gute Ausbildung und stammt aus einem tatkräftigen Elternhaus.
Ihr Vater Herzog Adolf von Holstein-Gottorp war Sohn des Königs von Norwegen und Dänemark, hatte am Hof Kaiser Karl V. gedient. Angesehen unter den norddeutschen Fürsten war er ihr Oberbefehlshaber, wäre gern auch Reichsadmiral geworden, aber als dies nicht gelang konzentrierte er sich auf sein eigenes Herzogtum. Er trennte sein Haus vom Staat und modernisierte die Verwaltung. Sophies Mutter Christine war belesen, interessierte sich für Theologie und Medizin und stellte sogar selbst Arzneien zusammen. Sophia erblickte am 4. September 1569 die Welt, hatte den älteren Bruder Friedrich, nach ihr wurde Philipp geboren, dann noch zwei weitere Brüder und drei Schwestern. Die Mutter kümmert sich selbst um die Erziehung der Kinder. Das neu erbaute Schloss Gottorf war Zentrum des Herzogtums, ein Verwaltungssitz mit gebildeten Beamten.
Die mecklenburgischen Nachbarn kannte der Vater gut, Johann VII. von Mecklenburg-Schwerin hielt er für einen schwachen Charakter mit elenden Finanzen. Aber als Adolf VII. starb und nur 8 Monate später auch Sophias Bruder Friedrich, übernahm Phillip mit erst 16 Jahren den Thron. Auch er wird 1590 viel zu früh sterben, einige Quellen sprechen von Schwindsucht, auch haben die Herren kein „gottgefälliges Leben“ geführt, es ist wurde „flucks getrunken“…
Für die angestrebte Ehe mit den Schweden hat keiner Zeit, Sophia wurde noch im Trauerkleid im Februar 1588 nun doch nach Mecklenburg verheiratet und kam in die „wüsteste Geldnot und Schuldenwirthschaft“. Johann war elf Jahre älter als sie, Sohn eines berühmten Renaissancefürsten, der reformiert und modernisiert hatte, u.a. Höhere Schulen auch in Güstrow und Parchim gegründet. „Die junge Herzogin gibt später selbst an, daß sie von ihrem Gemahl in vier Jahren nur 18 Ellen schwarzen Sammt und 14 Ellen weißen Atlas und einmal 60 Thaler für einen Spiegel erhalten habe, die sie indessen vernünftiger Weise baar behielt. Ihre Jahreseinnahme für sich und den ganzen weiblichen Hofstaat und Haushalt betrug 400 fl., etwa 4—5000 Mark, und um auszukommen, mußte sie zur Aushülfe ihrer Mutter ihre Zuflucht nehmen. Sollte das fürstliche Paar Hochzeits- oder Taufgeschenke machen, so mußte die Herzogin oftmals vorschießen; doch wußte sie sich tapfer in die Verhältnisse zu schicken. Sie gebar in rascher Folge ihrem Gemahle drei Kinder, am 15. Dec. 1588 den späteren Herzog von Mecklenburg-Schwerin Adolf Friedrich , am 5. Mai 1590 den späteren Herzog Johann Albrecht II. von Mecklenburg-Güstrow und am 19. September 1591 … Prinzessin Anna Sophie. Da geschah das Unerwartete. Gerade von einem Besuche in Ivenack zurückgekehrt, überfiel den Herzog am Abend des 8. März 1592 eine Art Delirium, und er brachte sich sieben Dolchstiche bei, die freilich heilten, aber doch am 22. März seinen Tod zur Folge hatten. Die 22jährige Fürstin mit ihren drei Kindern und dem völlig zerrütteten und verwüsteten Lande stand vor einer überaus entbehrungsreichen Zukunft. Man kennt aus der Geschichte der mecklenburgischen Höfe, wie auch anderer, manche abscheuliche Behandlung fürstlicher Wittwen, aber keiner ist schlimmer mitgespielt als der S., und doch hat sie als ein starkes, umsichtiges und gottvertrauendes Weib sich tapfer und siegreich in bitterem Leide durchgekämpft, ohne in Verbitterung zu verfallen. Die Regentschaft mußte abermals der alte Großoheim, Herzog Ulrich, übernehmen. Doch er hatte die Kraft nicht mehr, dem Unwesen der Beamten zu steuern, und diese kühlten an der Fürstin ihr Müthchen.“ schrieb 1892 M. Krause in „Sophia von Mecklenburg-Schwerin“.
Als
der alte Herzog 1603 verstirbt, kommen wieder häufiger Reiter zum Schloss. Der nun
amtierende Herzog Karl wird mit dem intriganten Schweriner Hofstaat auch nicht
fertig. Er besucht die Herzoginwitwe und ist beeindruckt. Für ein paar Jahre fährt
sie nun oft nach Schwerin, lässt aber ihre eigene Wirtschaft nicht
unbeobachtet. Leider geraten die Söhne dabei unter den Einfluss der Hofkamarilla.
Als Adolf Friedrich 1608 Herzog wird, zieht sich Sophie resigniert wieder ganz
nach Lübz zurück, mit der zarten Anna Sophie. Sie fährt mit zur Hochzeit nach
Stockholm und betreut ab und zu ein Enkelchen.
1620 schließlich streift der berühmte Mantel der Geschichte die Eldenburg. Wo sich
einst Mecklenburger und Brandenburger gegenüberstanden werden protestantische
Bündnisse geschmiedet. Herzog Albrecht trifft den inkognito reisenden Schwedenkönig.
Der Krieg hat begonnen, von dem keiner ahnt, dass er ein 30-jähriger werden wird.
Dem schwedischen Schwager gefällt der Lübzer Juni, er bleibt ein paar Wochen. Gegen
Sophies Rat unterstützen beide Mecklenburger Herzoge heimlich die Dänen gegen den
Kaiser, auch wenn sie öffentlich Neutralität bekunden. 1627 kommen die
kaiserlichen Armeen über die Elbe und es gibt nun einen Commissario in Schwerin,
die Herzöge sind abgesetzt. In Lübz werden sie manchmal gesehen, eine kleine
Prinzessin wird bei der Großmutter auf der Eldenburg gelassen. Wegen “halsstarriger
Konspiration mit dem König von Dänemark“ werden beide Herzöge zur Jahreswende
abgesetzt, Wallenstein übernimmt persönlich. Der böhmische Feldherr hat das so
wiedervereinigte mecklenburgische Herzogtum sogar der dänischen Krone
vorgezogen, Zitat: Will unterdessen mit dem andern fürlieb nehmen, denn dies
ist sicherer. Kaiser Ferdinand II. hat ihm beides angeboten, um Wallensteins
Rüstungskredite zu bezahlen. Dessen Devise „Der Krieg ernährt den Krieg“ trifft
nun auch Mecklenburg.
Sophie muss sehr vorsichtig sein, denn Wallenstein hat auch sie aufgefordert, das Land zu verlassen. Sie hat auf ihr Leibgedinge bestanden, und da sie die benötigten Lebensmittel erfolgreicher produziert und zuverlässiger liefert als andere, lässt er sie bleiben. Die Eldenburg wird zur geheimen Schattenregierung.
Schließlich kommt Gustav Adolph und vertreibt Wallenstein, bekommt dafür aber auch Wismar und die kleine Insel Poel. Der Krieg findet kein Ende. Das letzte große Projekt der Herzogin ist der 1633 gegründete Sophienstift für Witwen: mit Kapelle, Stiftshaus, einfachen Häusern in Lübz samt Gärten, Äckern und Wiesen.